Liturgica IV

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Orietur Occidens

Kardinal Sarah und die Zelebration ad orientem

Mittwoch, 6. Juli 2016

Schweigendes Handeln des Herzens

Ein Vortrag Kardinal Sarahs bei der Tagung „Sacra Liturgia UK 2016“ erregte soeben Aufmerksamkeit, weil der Kardinal, Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung und von Papst Franziskus mit einer Reform der Reform der Liturgie nach dem II. Vaticanum beauftragt, die Priester aufforderte, ad orientem zu zelebrieren.
Doch das ist nur ein neuer Schritt des Kardinals auf die Erneuerung der Liturgie hin. Vor mehr als einem Jahr, am 12. Juni 2015, veröffentlichte er im Osservatore Romano einen Aufsatz, der nicht nur Aufforderungen zu guter Zelebration enthielt, sondern das Wesen der Liturgie zu erklären wußte und sich dabei auf die Liturgiekonstitution des II. Vatikanum berief. Dabei zeigte er, was auch unser Anliegen ist, daß der heutige liturgische Usus sich durchaus nicht auf diese Konstitution stützen kann.
Dieser Text scheint wenig bekannt geworden zu sein. Im Netz konnte ich ihn nur an ganz wenigen Stellen finden, aber immerhin bei www.chiesa – allerdings ist er dort nicht in der Jahresübersicht enthalten und, anders als sonst, nur auf Italienisch.
Darum sei hier sehr dazu eingeladen, diesen Artikel zu lesen; als Kostprobe einige Sätze daraus auf Deutsch:
Wie unser Papst Franziskus vor kurzem in Erinnerung gerufen hat, ist der Zelebrant nicht der, der ein Schauspiel präsentiert, er darf nicht die Sympathie der Versammlung suchen, indem er sich vor ihr aufstellt wie ihr Hauptunterhalter. Einzutreten in den Geist des Konzils bedeutet im Gegenteil, sich zu verleugnen, dessen zu entsagen, der Brennpunkt zu sein.
Im Gegensatz dazu, wie manches Mal behauptet worden ist, stimmt es völlig mit der Konzilskonstitution überein, ist es geradezu günstig, daß sich während des Bußritus, des Gesangs des Gloria, der Gebete und des eucharistischen Gebets alle, Priester und Gläubige zusammen nach Osten wenden, um ihren Willen auszudrücken, am Werk des Gottesdienstes und der von Christus vollbrachten Erlösung teilzunehmen.
...
Eine zu schnelle und vor allem zu sehr rein menschliche Lesart hat zu dem Schluß geführt, es sei notwendig, dafür zu sorgen, daß die Gläubigen ständig beschäftigt seien. Die gegenwärtige westliche Mentalität, geprägt von der Technik und fasziniert von den Medien, hat aus der Liturgie ein Werk der Pädagogik, wirksam und ertragreich, machen wollen. In diesem Geist hat man die Zelebrationen zu gestalten gesucht. Die liturgischen Akteure, beseelt von pastoralen Motiven, versuchen manchmal ein didaktisches Werk zu vollbringen, indem sie in die Zelebrationen profane und showartige Elemente einführt. ... Man glaubt, so die Teilnahme der Gläubigen zu fördern, während tatsächlich die Liturgie zu einem rein menschlichen Spiel reduziert wird.
...
Man läuft wirklich Gefahr, in unseren Zelebrationen Gott keinen Platz zu lassen. ... Es ist Zeit, dem Konzil Gehör zu schenken. Die Liturgie ist «hauptsächlich Cultus, Dienst an der göttlichen Majestät» (n. 33). Sie hat pädagogischen Wert in dem Maße, in dem sie völlig hingeordnet ist auf die Verherrlichung Gottes und auf den göttlichen Cultus, den Gottesdienst. Die Liturgie stellt uns wirklich in die Gegenwart der göttlichen Transzendenz. Teilnahme aber bedeutet, in uns jenes Erstaunen zu erneuern, das der heilige Johannes Paul II. so sehr im Blick hielt (vgl. „Ecclesia de Eucharistia“, n. 6). Dieses heilige Erstaunen, diese freudige Furcht verlangt unser Schweigen angesichts der göttlichen Majestät. Oft wird vergessen, daß das heilige Schweigen eines der vom Konzil angegebenen Mittel ist, die Teilnahme zu fördern.
Wenn die Liturgie das Werk Christi ist, ist es da nötig, daß der Zelebrant dort die eigene Kommentare einbringt?
...
In diesem Sinn ist es beklagenswert, daß das Heiligtum, der Altarraum unserer Kirchen kein Ort ist, der strikt dem Gottesdienst vorbehalten bleibt, daß man dort eindringt in profaner Kleidung, daß der heilige Raum durch die Architektur nicht klar abgegrenzt ist. Da, wie das Konzil lehrt, Christus in seinem Wort, wenn es vorgetragen wird, anwesend ist, ist es gleichermaßen zerstörerisch, wenn die Lektoren keine angemessene Kleidung tragen, die zeigt, daß sie keine menschlichen Worte vorlesen, sondern ein göttliches Wort.
Und zum Schluß wünscht der Kardinal noch, das «in eine der nächsten Ausgaben des Missale der Bußritus und die Opferungsgebete des „usus antiquior“» eingefügt werden.

 

Montag, 11. Juli 2016

Nachlese

Noch keine Woche ist vergangen, seit Kardinal Sarah in einem geistlichen Wort die Priester gebeten hat, künftig, am besten symbolträchtig vom I. Advent an, die Messe versus Dominum zu zelebrieren, da erscheint vom Presseamt des Heiligen Stuhls ein Communiqué in drei Sprachen, das zunächst als Klarstellung formuliert ist («Perciò è bene ricordare che ...»), dann erklärt, was nicht vorgesehen sei («Non sono quindi previste nuove direttive liturgiche a partire dal prossimo Avvento»), und schließlich befindet, daß es besser sei, es zu vermeiden, den Ausdruck «Reform der Reform» zu gebrauchen (es steht da tatsächlich: «evitare di usare») – ein Ausdruck, der immerhin von Papst Benedikt eingeführt worden ist.
Auf den ersten Blick ein Stück aus dem Tollhaus: in einer Frage der Liturgie widerspricht ein niederrangiges Bureau öffentlich und offiziell dem Präfekten der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung und will bei der Gelegenheit gleich noch einen Ausdruck indizieren, der von einem Papst eingeführt worden ist.
Aber bei näherer Betrachtung ist in dem Communiqué doch eine gewisse Ratio zu erkennen: die Zelebration versus populum ist, wie im Communiqué zitiert, in der Institutio Generalis des Missale Romanum für günstig erklärt worden, wo immer sie möglich sei. Das ist natürlich keine Anordnung, sondern eine Sachaussage, eine Aussage, deren Schwäche Kardinal Sarah offengelegt hat; dennoch kann solch eine Aussage des Missale, auch wenn sie nichts verbindlich anordnet, nicht durch eine beiläufige Aussage des zuständigen Kardinals verbindlich aufgehoben werden, sondern nur durch eine rechtskräftige Neureglung. Und der Kardinal hat, bisher zumindest, keine Anordnung getroffen, sondern nur einen geistlichen Anstoß gegeben.
Seit jeher gehört beides zur Kirche: ebenso die Hierarchen, die kraft ihres Amtes über die Reinheit der Lehre und des Ritus zu wachen haben, wie auch die Lehrer der Kirche, die, die mit ihrem Wort und Handeln das geistliche Leben erneuern. Sicher war es eine dankenswerte Fügung, daß in Zeiten der Entscheidung große Lehrer der Kirche Bischöfe waren, in den Zeiten der christologischen Auseinandersetzungen etwa Athanasius, die drei kappadozischen Kirchenväter und Leo d.Gr., viel später bei den Auseinandersetzungen mit Fascismus und Nationalsozialismus Papst Pius XI. und der Bischof von Münster Clemens August Graf v. Galen. Aber von den großen Kirchenvätern waren Hieronymus und Johannes Damascenus einfache Priester, Ephraem gar nur Diakon. Ebenso war unter den Erneuerern des geistlichen Lebens der Kirche Franziskus nur Diakon, Benedikt und Katharina von Siena waren Laien.
Kardinal Sarah ist beides: er ist ein Hierarch, hat ein Amt der Kirchenregierung inne, und er hat sich als geistlicher Lehrer gezeigt. Er weiß, wie fruchtlos es oft ist, geistliche Erneuerung auf dem Verwaltungsweg durchzusetzen zu suchen. So hat er nichts angeordnet, sondern nur eine Bitte geäußert, eine Bitte aber, die von klarer Lehre getragen wird.
Wie fruchtlos es oft ist, geistliche Erneuerung auf dem Verwaltungsweg durchzusetzen zu suchen: Natürlich weiß es der Kardinal, und jeder kann es wissen, wie bedeutsame Anordnungen ins Leere gelaufen sind – Anordnungen auch, die einfach die verbindliche und geistlich begründete liturgische Ordnung ins Gedächtnis rufen und bekräftigen.
 ♦ Da war 2001 die Anordnung unter Johannes Paul II., in den Übersetzungen des Glaubensbekenntnisses die 1. Person Singular zu wahren – «Ich glaube» – und im Apostolicum die «Auferstehung des Fleisches» nicht durch «Auferstehung der Toten zu ersetzen». Später verschärfte der Papst diese Ermahnung noch besonders für das Glaubensbekenntnis bei der Taufe.
 ♦ Da waren 2004 unter der Ägide desselben Papstes die Ermahnungen von Redemptionis sacramentum;, darunter etwa die Ermahnung, zur Kommunionausteilung Laien nur hinzuzuziehen, «wenn die Zahl der zur Kommunion herantretenden Gläubigen so groß ist, daß die Feier der Messe selbst allzu sehr ausgedehnt würde. Das ist jedoch so zu verstehen, daß eine kurze Verlängerung ein völlig unzureichender Grund ist.»
 ♦ Da war 2006 unter Benedikt XVI. die Anordnung, das «pro multis» bei der Wandlung korrekt mit «für viele» zu übersetzen, nicht mit «für alle», eine Anordnung, die 2012 der Papst selber ausdrücklich wiederholte.
 ♦ Da war unter Franziskus I. die Anordnung, den Friedenskuß angemessen weiterzugeben, ohne «familiäre und profane Gesten des Grußes» und ohne daß der Priester dabei den Altar verläßt.
Große Bemühungen dreier Päpste und der Gottesdienstkongregation; die in unseren Gottesdiensten sichtbaren Folgen: keine.

W.H.W

 
Nachtrag von Dienstag, 29. August 2017:
Kardinal Sarah, mit dem – so jüngst der frühere Papst Benedikt XVI. – «die Liturgie in guten Händen ist», setzt seine Bemühungen um angemessene Liturgie (fr.) fort; und wieder bekommt er keinerlei Unterstützung aus dem Vatikan (it. = engl. = sp. = fr.).

W.H.W

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Orietur Occidens

Kinder im Gottesdienst

Sonntag, 10. Juli 2016

Händehaltend am Altar

Sonntagshochamt. Zum Vater Unser lädt der Priester die Kinder ein, zum Altar zu kommen. Ich sitze heute weiter vorne als sonst, so kann ich gut beobachten, wie Mütter ihre Kinder drängen, wie Kinder versuchen, dem zu entrinnen. Und zum Schluß steht dann doch die eine oder andere Mutter mit ihrem Kind und sogar das eine oder andere Kind alleine händehaltend mit dem Priester am Altar.

W.H.W

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Begrüßung des Bischofs

Samstag, 24. September 2016

Versus populum

Im heimischen Gründerzeitviertel gibt es einen Konvent der Missionarinnen der Nächstenliebe, zweimal war Mutter Theresa selber hier. Darum findet hier das Pontifikalamt zu Ehren ihrer Heiligsprechung statt. Zugleich der erste Besuch des neuen Bischofs in unserem Großstädtchen: eine würdige Feier.
Etwas Wunderliches nur:
Der Bischof steht in der Reihe konzelebrierender Priester versus populum: «Der Friede sei mit euch!»
Etwas weiter vorne steht noch ein Mikrophon. Dorthin tritt nun einer der Konzelebranten und sagt, versus populum, den Rücken also zum Bischof gewandt: «Hochwürdigster Herr Bischof, seien Sie willkommen in ...».

W.H.W

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Kindertaufe nach dem GottesLob

Sonntag, 23. Oktober 2016

Das Absterben der Teilnahme des Volkes

Die Allerheiligenlitanei: eigentlich richtet sie sich an den Herrn, die Anrufungen der Heiligen sind darein eingefügt. Sie wird eingeleitet durch die Anrufung des dreifaltigen Gottes im Kyrie, beginnt mit der Anrufung Christi, dann erst folgen die Anrufungen der Heiligen, nach denen fortgefahren wird mit Bitten, die wieder an den Herrn gerichtet sind.
Im neuen GL ist manches verbessert worden gegenüber dem alten (siehe: Ist es Angst?); aber bei der Kindertaufe ist nichts besser geworden. Während, im neuen (556) wie im alten, die Allerheiligenlitanei in der Osternacht, wenn auch recht angeschlagen, so doch noch annähernd die alte Gestalt hat, werden bei der Kindertaufe nur «die Heiligen angerufen» (573, 4), ohne Verbindung mit ihrem Herrn; dann folgen die Fürbitten. Die Folgen dieser jahrzehntelangen Entwertung kann ich heute bei einer Taufe im Sonntagshochamt beobachten: Participatio actuosa fällt fort – zur Litanei, die eigentlich ja kniend zu beten ist, bleiben alle sitzen (mit einer Ausnahme natürlich); erst zu den Fürbitten steht man auf.

Ausdeutende Zeichen

Schlimmer als im alten GL (48, 3): nach dem Taufakt folgen «ausdeutende Zeichen», unter ihnen als erstes die Chrisamsalbung (574, 1). Die Salbung mit dem geheiligten Öl, dem «Sakrament des vollkommenen Heiles und Lebens», dem die Kraft des Heiligen Geistes beigemischt ist – «hujus creaturæ pinguedinem sanctificare tua benedictione digneris, et Sancti Spiritus ei admiscere virtutem» erbittet die Präfation der Chrisamweihe, «ut ... creaturam Chrismatis in Sacramentum perfectæ salutis vitæque confirmes» –, wäre demnach nur ein «ausdeutendes Zeichen».

W.H.W

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Gräbersegnung

Samstag, 5. November 2016

Eigentlich sollte es eine Segnung sein

«Gräbersegnung» heißt es. Man versammelt sich in der Vorhalle der Friedhofskapelle. Gebet, eine Evangelienperikope – freilich ohne die liturgischen Einleitungsformeln – und dann: eine Predigt.
Noch ein Lied, und dann ziehen wir – ohne Gesang – in die Mitte des Gräberfeldes. Und dort: wieder eine Predigt. Aber schließlich werden doch noch Anwesende und Gräber aspergiert und gesegnet.
Predigen und Reden (zwischendurch hatte der Priester noch alles mögliche zu sagen) nahmen mehr Raum ein als Gebet, Gesang und Segen.
Anmerkung: Das neue GL (630, 5) sieht im Unterschied zum alten (687) in der Vesper eine Homilie nur noch in eckigen Klammern vor. Reines Gotteslob ist also heute eher möglich vor als vierzig Jahren; warum also nicht auch ein Gottesdienst allein aus Gebet, Gesang und Segen.

W.H.W

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Vermeldungen

Sonntag, 11. Dezember 2016

Gaudete

Hochwürdiger Herr Kaplan ...,
gegen Ende der Messe an Gaudete sprachen Sie die Gemeinde darauf an, daß keine Freude zu sehen war, forderten Sie uns auf, Freude zu zeigen.
Nun, über die heilige Messe konnten wir uns schon freuen, aber nach Vermeldungen von etwa zehn Minuten Dauer war die Freude doch vergangen.
Mit besten Grüßen
Ihr ergebener

W.H.W

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Bußakt und mehrstimmiger Gesang

Pfingstsonntag, 4. Juni 2017

Platz nehmen zum Büßen

Das Fest wird feierlich begangen mit einer romantischen Messe. Nur: Der Bußakt erfolgt nach der Form C (d.h. mit dem Kyrie vermengt).
Das heißt: der Priester kündigt den Bußakt an, der Chor beginnt den Gesang des Kyrie, und die Gemeinde – nimmt Platz, um im Sitzen zu büßen.

W.H.W

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Verlegte Fronleichnamsfeier

Fronleichnam, 15. Juni 2017

Ein Fehlschlag

Fronleichnam ist in Obersachsen nur in einigen (wohl durchweg sorbischen) Orten der Oberlausitz öffentlicher Feiertag. In unserem Großstädtchen wurde der Festtag bisher mit einer Abendmesse für alle Pfarreien in einer ausgeliehenen großen evangelischen Kirche und anschließender Prozession begangen. Und diese große Kirche war stets übervoll.
In diesem Jahr ist diese gemeinsame Feier auf den Sonntag verlegt. Doch am Festtag selbst gibt es Messen in den einzelnen Kirchen. So gehe ich in die Abendmesse in der Kirche unseres Gründerzeitviertels (in der im letzten Jahr sich die liturgische Situation sehr verbessert hat). An diesem Festtagabend finden sich in dieser Kirche, deren Gemeinde wohl etwa ein Drittel der Katholiken der Stadt umfaßt, etwa zwei Dutzend Menschen ein.
Nach der Messe noch eine kurze eucharistische Anbetung, die vom sakramentalen Segen abgeschlossen wird.
Doch zwischen dem einleitenden Lied und dem Tantum ergo nicht etwa stille Anbetung, sondern eine Sakramentsandacht aus dem Gotteslob.
Mir gelingt es (nach dem hörenswerten Evangelientext zu Anfang), die Worte an mir vorbeirauschen zu lassen.

Anaquinatisches Fronleichnam

Sonntag, 18. Juni 2017

Pastorale Bruchlandung

Am Sonntag nun wird die Fronleichnamsmesse wieder in einer ausgeliehenen großen evangelischen Kirche gefeiert. Doch daß am Sonntag mehr Menschen teilnähmen als in früheren Jahren donnerstags, bestätigt mir der Augenschein nicht.
Aber das ist nicht zu bedauern. Nach der zweiten Lesung ist sowieso Fronleichnam zuende, nur zur Opferung wird noch «O heil’ge Seelenspeise» gesungen – als einziges Fronleichnamslied im weitesten Sinne in der ganzen Feier.
Nach der Messe folgt dann noch eine Kinderstunde mit Monstranz: Taizé-Gesänge, so viele Dutzend Male wiederholt, daß es Überdruß erweckt; bei den Stationen keine Gesänge oder Gebete, sondern pädagogische Einlagen: Ansprachen, Spielereien um das Evangelium vom Schatz im Acker, das dabei rein säkular verstanden wird. Die Formeln zum sakramentalen Segen – dem einzigen geistlichen Element an den Stationen – wechseln zusammenhanglos; Schweigen oder gar Schellen gibt es nicht. Von den anwesenden Priestern kniet dabei der eine nieder, der andere, gleich daneben, bleibt stehen, ebenso der Großteil der Gemeinde. Es endet vor der Kirche, einen Einzug gibt es nicht mehr.
So erscheint alles nichtssagend, belanglos, langweilig.
«.. man bemüht sich, die Botschaft für Kinder verständlich herüberzubringen, was aber daran scheitert, daß es keine Botschaft gibt» – so haben wir einmal geschrieben.
Nichtssagend, belanglos, langweilig: Menschen haben über die Liturgie herrschen wollen, anstatt sich von ihr beherrschen zu lassen.
Immerhin: nachmittags ist die Monstranz doch noch in der Kirche zur Anbetung ausgestellt. Allerdings: der Hinweis darauf kommt in den Vermeldungen erst nach der Beköstigung und nach den Spielen auf dem Hof an die Reihe.

W.H.W

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Kinder im Gottesdienst

Sonntag, 25. Juni 2017

Ein kleiner Junge an der Stelle des Zelebranten

Sonntagshochamt. Wie es sich in unserer Kirche eingebürgert hat, werden die Kinder gerufen, zum Vater unser zum Altar zu kommen (die Kleinsten wieder mit ihren Müttern). Also: sie umstehen nun händehaltend den Altar. So steht jetzt hinter dem Altar, versus populum, in der Mitte ein kleiner Junge, hält zu seiner Rechten den Diakon, zu seiner Linken den Priester an der Hand.
Das geschieht so beiläufig, daß wohl nicht einmal seine Eltern besondere Freude daran haben. Aber daß es als beiläufig empfunden werden kann, wer in der Liturgie in der Mitte steht, zeigt Unverständnis für deren Wesen: der Priester allein steht der Liturgie in persona Christi vor, er allein kann demnach, in der Funktion Christi und als sein Symbol, in der Mitte stehen.
Und nur sehr hoffen kann ich, daß der Priester genügend Vorsorge getroffen hat, zu verhindern, daß, nachdem er gerade den Leib des Herrn in Händen gehalten hat, beim Händehalten mit den Kindern Partikel davon verwischt werden.

W.H.W

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Orthodoxe Nachtwache

Samstag, 1. Juli 2017

Gottesdienst um des Gottesdienstes willen

Nach mehr als acht Jahren habe ich wieder Gelegenheit, am Vorabend zum Sonntag der Nachtwache in St. Prokop beizuwohnen. Nachtwache – das heißt: ein Gottesdienst, der Gottesdienst sein will und nichts anderes. Während ich es in westlichen Kirchen erlebe, daß man es nicht aushält, eine Vesper von einer halben Stunde zu feiern, ohne daß jemand eine Predigt einschiebt, habe ich hier die Gelegenheit, über zweieinhalb Stunden Hinwendung zum Herrn mitzuerleben, Psalmen und Hymnen, Gebet und Lesung. Alles folgt der rituellen Ordnung des Gottesdienstes, und niemand ist da, der sich wie auch immer persönlich einbringen wollte. So wird jedes Wort, jede Bewegung zum Zeichen dieser Hinwendung, zum Zeichen des Glaubens an Gott.
Das halbe Dutzend von Sängern und Sängerinnen, aus dem heute abend der Chor besteht (und natürlich werden sie morgen früh zur Liturgie wieder singen), genügt, den Raum zu füllen (und hier ist es selbstverständlich, daß sie keinen menschlichen Applaus wünschen). Und es ist bemerkenswert, wie die Worte der Psalmen, von der Kantorin gesungen, eine Ausdrucksstärke entfalten, die dem, der sie nur aufmerksam still liest, entgeht.
Ein Fest des Glaubens, von dessen Fülle an geistlicher Nahrung ich noch einige Zeit werde zehren können.

W.H.W

 ◄ • St. Prokop •

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Sonntagsmesse im Altenheim

Sonntag, 2. Juli 2017

In der Schlichtheit des Greisenalters

Eine Kapelle im katholischen Altenheim in der Diaspora, im (eingemeindeten) Großstädtchen zwischen Hanse und Heide. Die Pfarrkirche ist zweieinhalb Kilometer entfernt, so finden sich hier in der Kapelle auch einige Teilnehmer von außerhalb ein; doch insgesamt ist es eine sehr kleine Gemeinde, zu einem großen Teil Heimbewohner. Und auch der Priester, 86 Jahre alt, scheint ein Bewohner des Heims zu sein. Er kommt mit dem Rollator, überwindet nur mühsam die Stufe zum Altar; und gleich hinter dem Altar ist ein Sitz für ihn aufgestellt, von dem aus er, meistens mit den Ellbogen auf den Altar gestützt, die ganze Messe zu zelebrieren vermag.
Die so gegebenen Einschränkungen tun der Meßfeier gut. Niemand denkt an pastoral gemeinte oder kindergerecht sein wollende Einlagen, es wird einfach die Liturgie, soweit es die körperliche Hinfälligkeit des Priesters erlaubt, nach ihrer Ordnung gefeiert. Die Elevation am Ende des Hochgebets vollzieht er in bester Form, die Hostie über dem Kelch. Und seine Predigt ist kurz und treffend.

W.H.W

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Lied zur Taufe

Sonntag, 16. Juli 2017

Vorfreude und Enttäuschung

An der Anzeigetafel sehe ich die Nummer von Fest soll mein Taufbund, dessen erste Strophe sich im hiesigen Diözesanteil mit ihrem unveränderten Text findet.
Ich wurde enttäuscht: zum Schluß der Taufe wurde angekündigt, das Lied sei mit der Melodie aus dem Gotteslob zu singen, aber mit dem Text von ausgeteilten Blättern – allerdings war kein solches Blatt bis zu mir gelangt.
Der Liedtext auf diesen Blättern ist durchaus fromm, aber vom eigentlichen Text hebt er sich in zweierlei Weise ab: erstens ist die Kirche, um die es in jenem ganz besonders geht, mit keinem Wort erwähnt; und zweitens beschränken sich die Absichten, auf die sich festlegt, wer diese Fassung des Liedes mitsingt, ganz anders als bei jenem Text aufs Unverbindliche – so wird einer Wohlfühlreligiosität Raum gegeben: «Mit IHM will ich durchs Leben gehen, auf seine Treue bauen.»

W.H.W

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Laienbeteiligung im Gottesdienst

Fest der Aufnahme Marias in den Himmel, 15. August 2017

Eine Laienspielschar gegen die Himmelskönigin

Was anderswo übelste Folgen hat, unserer Kirche im Gründerzeitviertel tut es gut: daß sie aufhört, Pfarrkirche zu sein, aufgeht in eine „Verantwortungsgemeinschaft“.
So meine ich, heute auf besseres als vor einigen Jahren hoffen zu dürfen.
Der Anfang macht Hoffnung: der polnische Kaplan erscheint in einem weitwallenden blauen Meßgewand. Doch nach dem Eingangsgruß treten vier Damen vor und halten im Wechsel eine längere Ansprache. Es beginnt damit, daß deren eine erklärt, ihr sei die «junge Frau» aus Nazareth lieber als die Himmelskönigin. Dann wird die Marienverehrung erklärt durch die vorhergehende Verehrung von Göttinnen in den entsprechenden Gebieten und Städten. Die Verkündigung des Dogmas von der Gottesgebärerin durch das Konzil von Ephesus habe zu tun mit der dortigen Verehrung der Artemis; und die Lehre von der Jungfrauengeburt passe besonders gut zur damaligen Vorstellung, die Mutter sei an der Zeugung nicht eigentlich beteiligt, das Kind gehe gleichsam nur durch sie hindurch. Letzteres ist abwegig, ersteres unbegründet: die Verbindung Marias mit Ephesus ist dadurch erklärt, daß der Evangelist Johannes, dem die Gottesmutter unterm Kreuz vom Herrn als Mutter anvertraut wurde (Joh. 19, 27), mit dem Apokalyptiker Johannes, dem Ephesus besonders ans Herz gelegt war (Apoc. 1, 11; 2, 1), gleichgesetzt wurde. Und im übrigen kamen die meisten der Väter von Ephesus natürlich nicht aus dieser Stadt.
Die Wahrheit der Dogmen wird dabei nie ausdrücklich bestritten, doch werden sie so in ein sonderbares Licht gerückt. Der Tendenz wird auch einmal die Wirklichkeit geopfert: das seit dem V. Jahrhundert – vom Altarmenischen Lektionar – bezeugte und von der ganzen Kirche in Ost und West gefeierte Hochfest sei Hochfest erst seit der Verkündigung des Dogmas von der leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel im Jahre 1950.
Mir aber – das katholische „et“ – ist die Jungfrau von Nazareth und ist die Himmelskönigin lieb und wichtig. Und selbstverständlich ist „Königin“ hier kein staatsrechtlicher Titel, sondern der Ausdruck ihrer Verbundenheit mit Christus, dem König.
Anstelle der Predigt hält dann – der Überlieferung der ganzen Kirche und dem Kirchenrecht zuwider – eine der Damen eine Ansprache. In deren Mittelpunkt steht ihre Umdeutung des Besuchs Marias bei Elisabeth. Es lohnt, ihre Auffassung dieses Besuch mit dem Evangelientext zu vergleichen. Warum reiste Maria «metà spoudês – in Eile» (Luc. 1, 39) zu Elisabeth? Es habe doch kein Grund zur Eile bestanden, Elisabeth sei doch erst im sechsten Monat, die Geburt noch fern gewesen – als sei einer schwangeren Frau vorgerückten Alters (Luc. 1, 7 – von „Risikoschwangerschaft“ würde die heutige Medizin sprechen) der Beistand einer Angehörigen nicht wichtig. Die Antwort der Rednerin: Maria sei durch ihre Lage als unverheiratete Schwangere verängstigt gewesen, habe Zuflucht gesucht – als hätte sie, der gerade der Engel verheißen hatte: «der Herr ist mit dir» (Luc. 1, 28), nicht recht geglaubt, sie, der gleich dann Elisabeth sagen wird: «Und selig bist du, die du geglaubt hast» (Luc. 1, 45). Und der Gedanke der Rednerin: als die beiden Frauen einander gegrüßt hatten, hätten sie dabei die Nähe Gottes erlebt und alle Angst verloren. Das Evangelium aber berichtet, daß da Elisabeth vom Heiligen Geist erfüllt wurde; Maria war das schon bei der Verkündigung geschehen (Luc. 1, 35).
Im Kern ist diese Ansprache der Versuch, aus dieser Evangelien-Perikope alles Transzendente (um Klaus Bergers Ausdrucksweise zu verwenden) exegetisch zu entsorgen.
Zur Wandlung – es ist unübersehbar: ihr Platz ist ganz vorne am Mittelgang – bleibt die Rednerin stehen, und die nächste Dame, neben ihr (nicht alt oder gebrechlich), bleibt sitzen.

W.H.W

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Orietur Occidens

Fürbitte für Verstorbene

Sonntag, 27. August 2017

Die kleine Lösung

Es wiederholt sich immer wieder: Vermeldungen nach der Kommunion, die Gemeinde hat sich gesetzt, man hört zu oder versucht, innerlich noch im Gebet zu verweilen, ein Todesfall wird mitgeteilt, eine Beerdigung angekündigt; und dann die kurze Fürbitte: «Ewige Ruhe», und die Gemeinde, man sitzt noch, antwortet, eher beiläufig: «und das ewige Licht ...».
Selbstverständlich ist die Fürbitte für Verstorbene eine Fürbitte, keine Vermeldung; darum ist ihr natürlicher Ort in den Fürbitten – «Laßt uns beten für den verstorbenen ...». Doch das scheint hierzulande nicht zu gehen.
Im heutigen Hochamt findet der Kaplan die kleine Lösung: nach der Vermeldung von Todesfall und Beerdigung geht er zum Altar und beginnt dort das Gebet für den Verstorbenen.

W.H.W

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Orietur Occidens

Stille Messe im Novus Ordo

Montag, 6. November 2017

Der Ausdruck des Schweigens

Eine schlichte abendliche Werktagsmesse, weder Ministranten waren da noch Kantor noch Organist.
Zur Opferung: Schweigen, kein Lied, und auch die pseudojüdischen Gebete der neuen Meßordnung waren nicht zu hören.
Es war geistlich intensiv und wohltuend.

W.H.W

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Konzert zum Gedenktag der Progrome des 9. November

Freitag, 10. November 2017

Messe und Meßkomposition

Zum Gedenken an die Scho’a abends ein Konzert in der Kirche: Allegris Miserere, Lieder von Ilse Weber, einer Dichterin aus dem KZ, Arvo Pärts Da pacem und die Missa de misericordia von Thomas Stöß, einem hiesigen Komponisten.
Die Musik war großartig. Und die Werke entfalteten ihren geistlichen Gehalt in der Kirche sehr viel mehr, als sie es in einem Konzertsaal vermocht hätten.
Dennoch: schade! Dafür mußte die Abendmesse ausfallen. Es wäre schwierig gewesen, die notwendigen Zeiten für die Probe mit der Zeit der Messe zu vereinbaren. Und dennoch: daß in einer Kirche für ein Konzert eine Messe ausfällt, ist nicht angemessen. Und sicher wären Notlösungen möglich gewesen: Verlegung der Uhrzeit der Messe oder Zelebration in der (allerdings sehr kleinen und nicht sehr schönen) Krypta.
Doch der Königsweg wäre gewesen: Thomas Stöß’ Messkomposition in der Messe zu singen. Das hätte die Messe bereichert und die Messkomposition in ihrer vollen Bedeutung erscheinen lassen. Und das geistliche Konzert mit den übrigen Stücken hätte nach der Messe seinen Platz finden können.

W.H.W

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Orietur Occidens

Keimbelastung im Weihwasser

Freitag, 1. September 2017

Was tun gegen Keime im Weihwasser?

Untersuchungen der Hochschule Furtwangen haben ergeben, daß Weihwasser in Kirchen von Villingen-Schwenningen keimbelastet sind. Untersuchungen in Wien hatten vor vier Jahren noch weit höhere Belastungen gezeigt. «Auch wenn das Wasser in Weihwasserbecken keine Trinkwasserqualität mehr hat, so besteht jedoch keine Gefahr bei äußerlicher Anwendung auf unverletzter Haut» – bei unverletzter Haut ...
Was hilft dagegen?
Der außerordentliche Ordo. Ihm zufolge wird dem Wasser geweihtes Salz beigegeben.
Das ersetzt zwar nicht das regelmäßige Auswechseln des Weihwassers, wird aber doch in beiden Studien als nützlich nahegelegt.

W.H.W

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Katholiken aus dem Süden

Mariae Empfängnis, 8. Dezember 2017

Festmesse am staatlichen Werktag

Abendmessen an Festen, die keine staatlichen Feiertage sind, besonders in der dunklen Jahreszeit, mag ich sehr: die festlich erleuchtete Kirche, die ruhige, gesammelte Atmosphäre, die kleine Schar der Gläubigen, die den ganzen Raum der Kirche einnehmen darf. Und die Priester neigen in solchen Messen wenig zu pastoral gemeinten Einlagen; selbst auf Kommunionhelfer wird verzichtet.
Was mir heute auffällt: unter der kleinen Zahl sind Gläubige dunklerer Hautfarbe anteilmäßig stärker vertreten als an Sonntagen.

W.H.W

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Orietur Occidens

Adventskonzert

Samstag, 16. Dezember 2017

Wann ist Weihnachten?

In unserer Pfarrkirche im Gründerzeitviertel ist für den Abend ein „Adventskonzert“ anberaumt. Anderer Verpflichtungen wegen treffe ich erst beim Schlußapplaus ein.
Gleichsam als Zugabe wird angekündigt, der Chor werde das letzte Lied noch einmal singen, diesmal zusammen mit den Konzertbesuchern.
Das Lied, das nun Chor und Besucher singen, ist: «Es ist ein Ros entsprungen».

Mittwoch, 20. Dezember 2017

«Musik, Lieder und Texte von Erwartung und Vorfreude»

sind wenige Tage später in der benachbarten evangelischen Kirche angesagt. Hier nun erlebe ich eine wirkliche musikalisch gestaltete Adventsandacht mit Liedern von Macht hoch die Tür bis Die Nacht ist vorgedrungen, umrahmt von Instrumentalfassungen von Nun komm, der Heiden Heiland.
Nur schade: danach, draußen vor der Kirche, trompetet der „Posaunenchor“ dagegen an mit Weihnachtsliedern.

W.H.W

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Orietur Occidens

Epiphanie vorm Dreikönigsschrein

Erscheinung des HERRN, 6. Januar 2018

Glanz und Elend der Festfeier im Kölner Dom

Eine Kanzel für die Predigt – schön und sinnvoll: im Kirchenschiff, etwas erhöht, darüber ein Schalldeckel, so daß der Prediger gut verstanden werden kann.
Im Kölner Dom allerdings steht sie jenseits der Vierung, so daß der praktische Nutzen gering ist. Dadurch aber kommt sie zusammen mit dem Volksaltar ins Blickfeld; so fällt ins Auge, daß sie deutlich höher steht als der Altar. Die Kanzel höher als der Altar: ein falsches Symbol. So ist es berechtigt, daß der Erzbischof sie nicht mehr benutzt.
Heute kann ich ganz vorne stehen, kann ich so die Détails beobachten. Vorn im Chor steht auf beiden Seiten je ein Legile; das linke, das auf der Evangelienseite (also rechts vom Herrn), ist etwas aufwendiger gestaltet als das auf der Epistelseite. Und so wird nach guter liturgischer Ordnung rechts die Lesung vorgetragen, links aber das Evangelium. Und ganz folgerichtig hält am rechten Legile der Erzbischof die Predigt – das linke Legile bleibt allein dem Evangelium vorbehalten.
Bemerkenswert ist auch, daß die Fürbitten der Diakon vorträgt (natürlich am rechten Legile).
An das Pontifikalamt am Morgen von Epiphanie pflegt sich die Aussendung der Sternsinger anzuschließen, die schließlich übergeht in die Begrüßung der Gläubigen aus anderen Diözesen. Peinlich wird es traditionell, wenn die Aachener begrüßt werden: dann werden dem Erzbischof Printen überreicht. Die allerletzten Grenzen des liturgisch noch annehmbaren überschritt heute einer der Printophoren, als er mit dem Erzbischof ein Gespräch über Fußballclubs begann und dann die ersten drei „Gesätze“ des Rosenkranzes (gemeint war: die in die ersten drei Ave Maria eingefügten Bitten) auf einen Fußballclub umwidmete. Nun aber wurde, wie jemand im Nachgespräch es ausdrückte, «der Erzbischof katholisch»: er erklärte, daß er doch Glaube, Hoffnung und Liebe auf den Herrn richten wolle.

W.H.W

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.. bis Lichtmeß

Sonntag, 14. Januar 2018

Der Kommerz weiß es noch

Doch, in unserer Kirche steht noch die Krippe. Aber selbstverständlich ist das nicht mehr; man kann jetzt Sonntag für Sonntag gespannt sein, ob man sie noch vorfindet.
Wie lange dauert die Weihnachtszeit? Was in der Kirche weitgehend vergessen ist: der Kommerz, der im Advent und schon davor so gern Anlaß zum Stöhnen zu geben pflegt, er – welch ein Trost! – weiß es noch.
Und die Protestanten wissen es sowieso:
• Ein Schritt in der «Oekumene» •
Eine Anmerkung:
• Rechtspositivismus und Kirche •

W.H.W

 
Nachtrag von Mariä Lichtmeß, 2. Februar 2018:
Und heute, beim Festhochamt, wurden drei Strophen von «Ich steh an deiner Krippe hier» gesungen.

W.H.W

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Eucharistie

Montag, 5. und Sonntag, 11. Februar 2018

Kleine Schritte – und sie tun gut

Vor Jahrzehnten hieß es: «die Kirche ist mehr als die Summe ihrer Kapläne» – wenn es auch damals schon ungerecht war, ihnen alle Erschlaffung in der Kirche zuzuschreiben: ganz ohne Anlaß war das nicht; und es gab tatsächlich den Kaplan in Osterath, der die Predigt nutzte, für seine Glaubensferne zu werben. Heute aber kann man eher Erneuerung von ihnen erwarten.
In der Werktagsmesse: der Kaplan betet vor der Kommunion das Gebet «Herr ..., der Genuß Deines Leibes» laut.
In der Sonntagsmesse: ein anderer Kaplan erhebt (ich kenne es von ihm bereits, freue mich aber immer wieder darüber) zur Wandlung Hostie und Kelch so lange, daß Zeit ist für Betrachtung und Anbetung.

W.H.W

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Liturgische Unachtsamkeit

Sonntag, 11. März 2018

Kleine Schnitzer, die Wellen schlagen

Hochamt an Laetare in der Stadtkirche einer Mittelstadt am rheinischen Rand des Ruhrgebiets. Der Priester zelebriert im wesentlichen rite et recte. Doch ...
Zum Einzug folgen den liturgisch gekleideten Ministranten zunächst zwei Damen in bunter Straßenkleidung, dann der Priester im Ornat.
Die Dame in Gelb trägt die Fürbitten vor. Dabei fällt die modisch-verquollene Sprache auf: daß für Frieden gebetet wird, ist richtig und notwendig, aber wieso für „Ethnien“ beten, nicht einfach für Völker oder Nationen?
Das Wort „Ethnie“ ist ja schon in den wissenschaftlichen Sprachgebrauch eingedrungen; richtig wird es aber dadurch nicht: Volk heißt auf Griechisch „éthnos“ – zu „Ethnie“ läßt es sich nicht eindeutschen.
Sie verteilt auch im mittleren Kirchenschiff die Kommunion. Immerhin wird sie von Kerzenträgern begleitet. Doch man sieht sie dann mit dem Ziborium in der linken Hand durch die Kirche gehen; die rechte ist frei.
Auch auf den Priester hat dieser Stil abgefärbt. Während jene Dame nach der Kommunion das Ziborium ins Tabernakel reponiert, wendet er, hinterm Altar stehend, dem Tabernakel den Rücken zu.
Und nach dem Schlußgebet wolle er noch, sagt er, der Gemeinde einen schönen Sonntag wünschen; so heimst er sich noch ein «Danke, gleichfalls!» ein.
Die Gemeinde bleibt nicht unberührt vom liturgischen Stil derer am Altar. Aus unerfindlichen Gründen wird die Kollekte nach dem Friedensgruß eingesammelt. Während die Hostie erhoben wird, während des «Herr, ich bin nicht würdig ...» wird der Korb ungerührt weitergereicht.

W.H.W

« Hochamt an Gaudete ... » stand da zunächst.
Sie meinten wohl Laetare.

Markus Ruhs

Ein übler kleiner Schnitzer – aber das paßt ja zum Titel.
So lerne ich Demut.

W.H.W

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St. Joseph

Montag, 19. März 2018

Eine besondere Patronatsfestfeier

Jeden Montag abend ist eine Messe in der Pfarrkirche in unserem Gründerzeitviertel. Diese Messe pflegt in einer etwas unwirtlichen Seitenkapelle gefeiert zu werden. Vor einigen Jahren waren noch meistens ein, zwei Ministranten dabei, doch das ist Vergangenheit. Doch schließlich ist es eine Messe; ich gehe gern dorthin.
Heute aber ist das Fest des Kirchenpatrons, und es gibt heute keine andere Messe in der Kirche. So bin ich gespannt aufs Festhochamt.
Nun: es gibt zwar weder Ministranten noch gar Kantor oder Organist, aber zumindest sind zur Festmesse nicht viel weniger Menschen in die Seitenkapelle gekommen als sonst montags.

Dienstag, 1. Mai 2018

Keine besondere Patronatsfestfeier

Die Gemeinde, so wurde ich belehrt, feiert ihr Patrozinium am Sonntag nach dem 1. Mai. Das heißt: Patronatsfest ist nicht das Hochfest des heiligen Joseph, sondern der nichtgebotene Gedenktag St. Joseph Opificis, dessen äußere Feier dann am folgenden Sonntag stattfindet.
«St. Joseph Opificis», meistens irreführend übersetzt als «des heiligen Joseph, des Arbeiters», bedeutet: «des heiligen Joseph, des Handwerkers» oder auch «des Künstlers» – «opifex» drückt mehr Respekt aus als «faber».
Doch als Patronatsfest wird auch dieser sonst nichtgebotene Gedenktag zum Hochfest. Welche Gottesdienste nun werden an diesem Festtag in der Kirche des heiligen Joseph gefeiert?
Kein einziger.

W.H.W

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Osternachtfeier

Samstag, 31. März 2018

Letzte Relikte alter Unsitten

Was anderswo übelste Folgen hat, unserer Kirche im Gründerzeitviertel (ich schreibe dies jetzt zum zweiten Mal) tut es gut: daß sie aufhört, Pfarrkirche zu sein, aufgeht in eine „Verantwortungsgemeinschaft“.
Seit der Expedition in die eigene Pfarrkirche vor zwei Jahren hat sich dort einiges zum besseren gewendet: solche Desaster wie «Guten Abend!» und «Danke, gleichfalls» gibt es nicht mehr; und die Predigt hat nun etwas mit Ostern zu tun. Doch das Exsultet mit der anschließende Präfation wird wieder von einem Laien gesungen; er läßt nicht mehr den ganzen Dialog aus, der die Präfation einleitet, sondern nur das «Der Herr sei mit euch».
Einen besonderen Anblick bietet später dann das Legile: leer, aber von kerzentragenden Ministranten eingerahmt, während von der Orgelbühne her das Alleluja zu hören ist.

W.H.W

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Die neue Propsteikirche in Leipzig

Ostersonntag, 1. April 2018

Sichtbare und hörbare Kunst

Ein gewaltiger Trumm der Brutalmoderne, ohne Rücksicht auf architektonische Struktur; aber durch die Konsequenz in der Durchführung des Konzepts und durch den Porphyr der Region doch wieder in gewisser Weise schön.
Das Innere ganz anders: es verbindet eine Konzeption aus dem Geiste des Zen mit einer postmodernen Umdeutung von Dominikus Böhm mit seinen Lichteffekten. Ein gewaltiges griechisches Kreuz an der Stirnwand bringt den Sieg von Neo-Böhm über Zen. Eine Kapelle an der rechten Seite, mit dem Allerheiligsten sowie zwei gewaltigen Türen, die zu den Beichtstühlen führen, entspricht dieser Architektur im kleinen.
Die Innenausstattung erhält ihre Einheit durch das Dekor: das große Kreuz, der Altar, das Legile, das Weihwasserbecken, sogar Rücklehne des Priestersitzes und die Seitenstreifen des Osterkerzenständers, schließlich auch das Tabernakel, ein Holzkästlein, und die Vitrine, in der dieses Tabernakel steht, das alles ist überzogen vom gleichen Dekor im Häkeldeckchen-Design.
Erst als wir uns nach der Messe wieder zum Ausgang wenden, sehe ich an der Rückwand, auf der linken Seite, eine Marienstatue, ein Kunstwerk aus dem neogotischen Vorgängerbau, dessen Ausdruckskraft weit über das hinausgeht, was man von neogotischer Kunst zu erwarten pflegt. Vor dieser Statue sammeln sich die Beter.
Bemerkenswert ist, daß auf der Seite „Gebäude“ des Netzauftritts der Propstei der Abschnitt „Sakrale zeitgenössische Kunst – kraftvoll und sinnlich“ als einleitendes Bild das dieser Statue zeigt.
In der Messe ist bei einigen Gesängen ein ausgezeichneter Kantor im Zusammenspiel mit einem sehr guten Organisten zu hören. Doch sonst überwiegen die üblichen GL-Lieder.
Anmerkung: Wer wissen will, ob die deutsche Liedfassung eines Ordinariumgesangs eine Berechtigung hat, der höre dem Gesang des Liedes zu und spreche dann leise für sich den schlichten lateinischen Text dieses liturgischen Stücks. Wenn der leise, tonlos gesprochene Text musikalischer wirkt als der gehörte Gesang, so dürfte dieser Gesang entbehrlich sein. Ebendies konnte ich in dieser Messe mit der Gloria-Vertonung aus den Achtziger Jahren GL 166 feststellen.
Nicht lange nach der Abendmesse begann hier ein Konzert: „Ostergesang“. Schon der Blick ins Programm machte gespannt: „Kammerchor Josquin des Préz“ heißt das Ensemble; von diesem Komponisten sind einige Stücke dabei, unter anderem ein Kyrie, ein Agnus Dei. William Byrd ist mit dem Haec dies aus der Ostermesse vertreten; außerdem finden sich: Introitus, Sequenz, Offertorium, Communio – die gregorianischen Stücke aus dieser Messe.
Welch ein geistliches Ereignis hätte das sein können: diese Gesänge in einer der beiden Messen, die in dieser Kirche an diesem Ostertag zelebriert worden waren!
Am 1. Dezember will dieses noch junge Ensemble (es besteht zwar schon seit mehr als dreißig Jahren, aber die Mehrheit der Mitglieder ist wohl noch nicht so alt) den Mount Everest des Chorgesangs erklimmen. Ich bin sehr gespannt.
Daß allerdings man dann nach dem Gipfelpunkt noch das Werk eines hochachtenswerten Kleinmeisters hinzufügen will, wird dem Werk dieses Meisters – Johann Schelle – sicher nicht gut tun.

W.H.W

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Kinder im Gottesdienst

Sonntag, 29. April 2018

.. ohne das Wesentliche erleben zu dürfen

Was ist Kindern in der Kirche zu wünschen? Daß sie die Heiligkeit des Raums spüren, daß sie sich davon begeistern lassen, daß sie etwas davon verspüren, daß hier der Altar ist, auf dem der Herr sich selbst darbringt.
Kinder sind kaum imstande, einer ganzen Meßfeier zu folgen; darum ist es gut, sie für die Zeit der Predigt und auch darüber hinaus herauszunehmen, in einen Kindergottesdienst zu führen. Doch in der Zeit, die sie in der Kirche selbst sind, der Zeit, die ihrer kindlichen Aufmerksamkeitsspanne entspricht, sollen sie möglichst intensiv die Atmosphäre des Raums, der heiligen Feier inhalieren können.
Was aber jetzt im Hochamt zu erleben ist, ist sehr anders: die Kinder kommen nach der Kommunion herein, haben sich, Rücken zum Herrn, vor dem Altar aufzubauen und anzuhören, wie erzählt wird, was sie gerade erlebt haben. Es mag ihnen Spaß machen, ganz vorne, vor den Augen aller, zu stehen – allerdings auch das ist zweifelhaft –; aber dafür, das Wesentliche zu erleben, ist ihnen kein Raum gegeben.

W.H.W

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Chorgebet

Sonntag, 6. Mai 2018

Es lebt noch die große Form

Im Dom zu Mainz ist für 10.00 Uhr das Stiftsamt angekündigt (sonderbarerweise im Westchor), für 9.35 aber die Stiftsterz (im Ostchor!). Im Ständer mit den GLern ist auch ein Heft zu finden, liebevoll ungeschickt hergestellt, dessen Umschlag, mit Neumen geschmückt, es anzusehen ist, daß das Heft schon viel gebraucht worden ist. Auf den Seiten im Inneren wechseln Photokopien von Gesangsstücken mit schreibmaschinengeschriebenen Zeilen. Dieses Heft enthält alle Texte der Sonntagsterz, auch die der österlichen; nur die Texte vom Tage, Kapitel und Oration, fehlen.
Geläut, feierlicher Einzug: zwei Schweizer (mit Spontons, in napoleonischen Uniformen mit Zweispitz), ein Ministrant, drei Priester im Ornat (!). Und dann wird die Terz auf Latein gesungen, im Wechsel zwischen Klerus und Gemeinde. Nur die Texte vom Tage werden auf Deutsch gesprochen – mit Mikrophon, weshalb das Kapitel nicht recht zu verstehen ist (aber zur Oration funktioniert es dann besser).

W.H.W

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Erstkommunion

Sonntag, 13.Mai 2018

Flüchtige Predigt und feste Formeln

Erstkommunionfeier – die Messe wird in guter Form zelebriert, die Lieder sind, wenn auch NGL, doch nicht zu flach, in der Predigt wird manches Treffende gesagt.
Doch was in einer Predigt gesagt wird, verrauscht leicht. Was viel mehr bleibt, sind die festen Formeln.
Daher ist es sehr schade, daß von den einführenden Worten über die Predigt bis zu den Fürbitten als feststehender Ausdruck das «heilige Brot» erscheint; nie ist «Leib des Herrn» zu hören.
Nun ist es nach dem Zeugnis des Neuen Testaments und der liturgischen Texte durchaus statthaft, den Leib des Herrn noch als «Brot» zu bezeichnen. Aber «heiliges Brot» ist auch das Antidoron des byzantinischen Ritus, das gesegnete Brot, das zum Ende der Liturgie an alle ausgeteilt wird.
«Ich würde nie von einer Oblate sprechen», sagte jüngst Kardinal Woelki. Ist «heiliges Brot» angemessener als «Oblate»?
Daß durchgängig der Ausdruck «Leib des Herrn» oder (außerhalb der Kommunionspendung) «Leib Christi» vermieden wird, ist eine Entstellung.
Die Fragen, mit denen bei der Taufe dazu aufgefordert wird, zu widersagen und zu bekennen, sind für die Erstkommunionfeier nicht vorgeschrieben. Doch haben sie hier Sinn, so dürfen sie auch hier verwendet werden. Aber da sie hier eben nicht vorgeschrieben sind, ist es annehmbar, wenn hier die klaren Glaubenssätze durch moralische Umformulierungen ersetzt werden.
Doch wenn das geschieht, dann zum Abschluß die Formel zu verwenden: «Das ist unser Glaube» – das ist nicht gerechtfertigt.

W.H.W

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Gregorianik

Pfingstsonntag, 20. Mai 2018

Eine Bereicherung des Festhochamts in edler Einfachheit

Das Kyrie, das Gloria, das Credo – all das wird heute im Choral gesungen. Und wenn es auch die Schlicht-Gregorianik der Missa de Angelis, des Credo III ist: die ungestutzten liturgischen Texte in ihrer hymnischen Pracht (das Credo Nicæno-Constantinopolitanum ist ja nicht nur Glauensbekenntnis, sondern auch Glaubenshymnus), die Schönheit der Melodien, der Gleichklang von Text und Melodie, das alles eröffnet uns, die wir zuhören und mitbeten, auch mitsingen, ein hier ungewohnt reiches Erleben der Festfeier.
«Die Riten mögen den Glanz edler Einfachheit an sich tragen», hatte die Liturgiekonstitution des II. Vaticanum gefordert («Ritus nobili simplicitate fulgeant»; SC. 34). Hier ist nun etwas davon verwirklicht.
Dazu noch die Sequenz, auf Deutsch gesungen. Wenn auch der Sprachklang sich nicht mit dem des lateinischen Textes messen kann, so bringt doch der Choralton verbunden mit der soliden Übertragung von Maria Luise Thurmair und Markus Jenny (zudem im Regionalteil vorhanden ohne die Rhythmisierung der Fassung im Stammteil und ohne dessen sonderbare Schlußbemerkung, Amen und Halleluja sollten nur außerhalb der Messe gesungen werden) diese Sequenz in ihrem Kerngehalt zum Klingen.

W.H.W

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Segensspendung 

Sonntag, 29. Juli 2018

Woher kommt der Segen?

Eine Ministrantenwallfahrt nach Rom steht bevor. Zum Schluß des Hochamts sollen die Wallfahrer gesegnet werden. Sie werden nach vorne gerufen, stellen sich versus populum vor den Altar; und von unten tritt nun der Priester vor sie und besprengt sie mit Weihwasser.

W.H.W

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Volksaltar

Montag, 25. Juni 2018

Eine vollkommene barocke Altaranlage

Die Stadtkirche von Pegnitz ist reich ausgestattet. Der Hochaltar hat ein Barockretabel in plastischer Gestaltung: in der Mitte das Abendmahl, in der Predella (etwas verdeckt vom Altarkreuz) die Geburtsszene, in der Mitte die anbetende Maria. Zwei Heiligenstatuen stehen an den Seiten, links die des heiligen Bartholomäus, des Kirchenpatrons.
Auf dem Altar stehen sechs Kerzen, drei auf jeder Seite. Kein „Volksaltar“ stört den Zugang. An einer Seite des Chorraums steht in einer Halterung ein Vortragekreuz.
Es ist eine evangelische Kirche.

Nachbemerkung von Dienstag, 26. Juni 2018

Eine Neugestaltung innerhalb großer Architektur

Eichstätt ist eine prächtige Barockstadt in eindrucksvoller Berglandschaft. Der Dom ist eine spätgotische Hallenkirche, die durch klare Strukturen – wohlabgegrenzte Joche, schlanke Rundpfeiler anstelle von Dienstebündeln – aus ihrer Zeit herausragt.
War der Altar früher so angelegt, «daß er die Teilnahme des Volkes eher erschwert»?
Dann war der Institutio generalis des neuen Missale Romanum (303) zufolge «ein anderer feststehender Altar zu errichten, der künstlerisch gestaltet ist». So wurde der Chorraum seit 1975 umgestaltet, mit einem neuen „Kreuzaltar“ (über dem freilich weder ein Triumphbogenkreuz noch ein Hängekreuz zu sehen ist).
Allerdings steht dieser Altar nicht an seinem von der Architektur vorbezeichneten Ort, in der Mitte der Vierung, sondern weiter nach vorne verschoben. Ist er «künstlerisch gestaltet»? Aus der Nähe sieht man leichte Gestaltungselemente (eine Basis; Längsstreifen); aus der Weite des Kirchenschiffs erscheint er nur als ein grober Quader.
Zwei Stufen führen vom Zelebrationsaltar hinauf zu den Sedilien; in ihrer Mitte der Thron, dessen Schemel eine weitere Stufe bildet. So steht der Thron drei Stufen über dem Altar.

W.H.W

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Ökumenische Pontifikalandacht

Sonntag, 26. August 2018

Viel Aufhebens und ein wenig geistlicher Gehalt

Heute morgen sind alle Zehn-Uhr-Messen in der Stadt ausgefallen zugunsten einer ökumenischen Pontifikalandacht in einer großen evangelischen Kirche. Es gab darüber viel Aufhebens, auch weil diese Andacht vom Fernsehen übertragen werden sollte. Es hatte eineinviertel Stunden zu dauern: eine Viertelstunde vor Beginn der eigentlichen Andacht gab es bereits keinen Einlaß mehr; so war Zeit für Ankündigungen und Vorbereitungen – da hatte die Gemeinde etwa zu üben, «Amen» zu sagen. Dann folgte genau eine Stunde lang die Andacht.
Da gab es einige geistliche Elemente: ein Kirchenlied – Lobe den Herren – wurde vom Chor in einer modernen Variation gesungen, ein anderes – Nun jauchzt dem Herren alle Welt – von der Gemeinde. Kyrie und Gloria wurden gesungen (aus Charles Gounods Missa brevis Nr. 7), das Evangelium wurde gelesen, ein Graduale gesungen (lustigerweise nach dem Evangelium), das Apostolicum gesprochen, ernsthafte Fürbitten wurden vorgetragen, das Vater unser («DIE GEMEINDE BEHÄLT PLATZ» [!]) wurde gebetet. Und am Ende gab der Bischof den Segen.
Doch in der übrigen Zeit gab es ganz Verschiedenes, so etwa viele kleine Ansprachen, die meisten ohne jeden geistlichen Bezug – selbst der Oberbürgermeisterin mit sehr besonderen Ruf, die bisher nicht als kirchlich engagiert bekannt war, war eine zugebilligt.
Um innerhalb der Stunde Raum für diese Allotria (minime catholica) zu schaffen, wurde dann der sowieso schon sehr gekürzte Gradualpsalm noch weiter gekürzt.
Und wie so oft bei ökumenischen Anlässen nahm die katholische Seite alle Rücksicht auf protestantische Empfindlichkeiten, die protestantische aber keine auf katholische Spiritualität. Selbstverständlich wurde kein Marienlied gesungen (was eigentlich in evangelischen Kirchen nicht ausgeschlossen ist); aber die protestantische Pastorin – eine Laiin also – grüßte zu Anfang der Andacht mit «Der Herr sei mit euch» – einem liturgischen Gruß, der in der katholischen Tradition Priestern und (in besonderen Fällen) Diakonen vorbehalten ist.

— Am Sonntagabend

Da morgens ja das Hochamt ausgefallen war, war zur Abendmesse eine volle Kirche zu erwarten. Doch finde ich mich in einer kleinen Schar wieder. Offenbar haben fast alle, die sonst ins Hochamt kommen, schon an der Messe um halb Neun teilgenommen oder sind in die Vorabendmesse in die Kirche im Gründerzeitviertel ausgewichen (man darf hoffen, daß kein Katholik deswegen die Sonntagsmesse versäumt hat).

W.H.W

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Kommunionhelfer

Sonntag, 4. November 2018

Priestermangel der anderen Art

Patronatsfeier der Studentengemeinde – weitgehend eine würdige Feier.
Doch dann: drei Priester sind am Altar; bei der Kommunion aber machen die beiden Konzelebranten – durchaus nicht hinfällig – es sich auf ihren Sitzen bequem und überlassen die Austeilung dem Kaplan sowie dem Diakon und einem Laien.

W.H.W

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Zahlensymbolik

Herbst 2018

Der Aufstieg zur Propsteikirche

Die Propsteikirche liegt auf einer Anhöhe; der Weg dort hinauf wird durch vier Treppchen gegliedert, die eine reiche Zahlensymbolik zeigen. Da in der Kirche keine Erklärung dazu gegeben wird, sei hier dafür Platz.
Es beginnt zuunterst mit der irdischen Schöpfung; sie wird bezeichnet durch das Sechstagewerk, wie der Schöpfungsbericht es darstellt.
Darüber zeigt sich die Offenbarung des Alten Bundes; sie wird bezeichnet durch die Fünfzahl der Bücher des Gesetzes, der Thora.
Darüber wiederum folgt die Offenbarung des Neuen Bundes; sie wird bezeichnet durch die Vierzahl der Evangelien.
Ganz oben aber erscheint die Dreifaltigkeit. Hier oben findet sich die Kirche, sie steht rechts hinter den herbstlichen Büschen.

W.H.W

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Antijudaïsmus

Sonntag, 4. November 2018

Stockender Fortschritt bei der Einheitsübersetzung

Am 31. Sonntag im Jahreskreis im Markus-Lesejahr wird das «Höre, Israel» in der alttestamentlichen Lesung und im Evangelium gelesen. Und so höre ich: «Höre, Israel, J”, unser Gott, ist der einzige J”.»
Gehört habe ich es so, nur: in welcher Lesung? Die Einheitsübersetzung von 1980 hat im Deuteronomium (6, 4) «Höre, Israel! J”, unser Gott, J” ist einzig», im Evangelium (Mc. 12, 29) «Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr».
Doch gehört habe ich tatsächlich jene Formulierung.
Als gegen Ende 2013 das neue GL eingeführt wurde, dauerte es wenige Monate, bis es in allen Kirchen des Landes in beträchtlicher Anzahl auslag. Die neue Einheitsübersetzung ist 2016 erschienen; doch bis heute ist es nicht gelungen, Lektionarien mit der neuen Übersetzung den Kirchen überhaupt zur Verfügung zu stellen – ausgelegt zu werden brauchen sie ja nicht.
Ebenso wie die neue EÜ hat das neue GL einige Vorzüge gegenüber seinem Vorgänger; doch besonders wichtig ist die neue EÜ dadurch, daß sie die antijüdische Gepflogenheit der Aussprache des Gottesnamens abgeschafft hat (das von deutschen Lektoren dieser Name meistens so ausgesprochen wird, daß er mit dem, wie er eigentlich lauten soll, wenig zu tun hat, ist ein schwacher Trost). Bei der EÜ wäre die schnelle Einführung also um so dringlicher.
Daß die Rekonstruktion des Gottesnamens nicht sicher ist, ist anzumerken, ändert aber nichts an der Sache.
Erhalten aber bleibt in der neuen EÜ die Übersetzung «der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr» – die unsinnigste Übersetzung, die sich finden läßt, ohne grammitische Fehler zu begehen. Der griechische Text ist in Deuteronomium und Markus-Evangelium der gleiche: «Akoue, Israël, Kýrios ho theòs hemôn Kýrios heîs estin»; und die Übersetzung der EÜ im Deuteronomium ist vertretbar: «Höre, Israel! Der HERR, unser Gott, der HERR ist einzig» – eine davon abweichende Übersetzung im Evangelientext zu suchen ist abwegig.
Der andere gravierende Antijudaïsmus in unseren Lesungen, die Streichung der zwölf Stämme Israels aus der Apokalypsenperikope (7, 5-8) zu Allerheiligen – wodurch zudem die zuvor genannte Zahl 144 000 (7, 4) unverständlich bleibt –, wäre freilich nicht durch eine neue Übersetzung zu beheben, sondern nur durch eine neue Leseordnung.

W.H.W

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Motu proprio Summorum Pontificum

Freitag, 16. November 2018

Ein bischöflicher Angriff auf Papst Benedikt

Bei der Versammlung der Italienischen Bischofskonferenz hat der Bischof von Görz erklärt, das Motu proprio Summorum Pontificum sei ungültig, weil das überlieferte Missale von Paul VI. abrogiert worden sei und das Motu proprio die fortdauernde Gültigkeit dieses Missale postuliert. Daher beruhe das Motu proprio auf irrigen rechtlichen Voraussetzungen und sei darum ungültig, juristischer «Nonsens».
Man könnte dem die verschiedenen Erlaubnisse entgegenhalten, von dem anfänglichen Zugeständnis für alte und kranke Priester über das Agatha-Christie-Indult bis zu Quattuor abhinc annos und Ecclesia Dei Adflicta. Aber das ginge am Kern der Sache vorbei.
Die eigentliche Antwort hat lange zuvor schon Joseph Kardinal Ratzinger gegeben unter Berufung auf den seligen Kardinal John Henry Newman: «In diesem Zusammenhang ist an die Feststellung von Kardinal Newman zu erinnern, daß die Kirche nie in ihrer Geschichte rechtgläubige Formen von Liturgie einfach abgeschafft oder verboten hat – das wäre dem Geist der Kirche durchaus fremd. Eine rechtgläubige Liturgie ist ja nie eine bloß pragmatisch geschaffene Zusammenstellung von Zeremonien, die man dann positivistisch heute so und morgen anders verfügen könnte. Rechtgläubige Formen eines Ritus sind lebendige Wirklichkeiten, die aus dem liebenden Dialog der Kirche mit ihrem Herrn gewachsen sind, Lebensgestalten der Kirche, in denen sich der Glaube, das Beten und das Leben von Generationen verdichtet und in denen das Miteinander von Gottes Handeln und Antwort des Menschen Form gefunden hat.»
Paul VI. konnte den überlieferten Ritus nicht abrogieren, weil der in sich sein eigenes Recht hat; einen solchen Ritus zu abrogieren ist der Kirche wesensfremd.
Das moderne Denken gesteht dem, der etwas besitzt oder der Amtsgewalt hat, das Recht auf beliebige Entscheidung zu, es stellt es weitestgehend in sein Ermessen, ob er willkürlich entscheidet oder einer Ratio folgt (so ist selbst die grundgesetzliche Sozialbindung des Eigentums [Art. 14 (2)] zu einem Wunsch geworden, dem kaum mehr rechtliche Bedeutung zugestanden wird).
In der Kirche hat anderes zu gelten: hier steht die christliche Ratio über aller Willkür.

W.H.W

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Kinder im Gottesdienst

Sonntag, 18. November 2018

.. haben etwas zu erzählen

Sonntagshochamt. Gegen Ende, bei den üblichen Vermeldungen, erklärt die Dame, die sie vorträgt, nun seien die Kinder wieder da – sie waren zur gleichen Zeit im Kindergottesdienst – und hätten etwas zu erzählen.
Aber dann kommt doch kein Kind zu Wort, sondern eine Betreuerin erzählt.

W.H.W

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Teilnahme des Volkes

Sonntag, 23. Dezember 2018

Wohltuender Fortschritt I

Ein Zuwachs an Teilnahme des Volkes zeigt sich in unserer Kirche: während bisher zum Gebet über die Opfergaben fast alle sitzen blieben, sind es heute etliche, die der liturgischen Ordnung (Grundordnung des Römischen Messbuchs 146.) folgen und sich erheben.
Als allerdings zum Vater Unser unerwartet dazu aufgefordert wird, sich an den Händen zu halten, leisten die meisten statt der guten Ordnung doch der willkürlichen Aufforderung Folge (siehe Grundordn. 24.!). Am Ende aber ist alles wieder gut: eine Gelegenheit nach den Vermeldungen, «Danke, gleichfalls!» zu sagen, nimmt niemand wahr.
Zur Teilnahme des Volkes:
W.H.W.:
Die neuere Geschichte der «actuosa participatio». E&E 17 (2012), S. 39-43

W.H.W

Nachtrag von Weihnachten 2018:
Der Weihrauch am Festtag stärkt die liturgische Ordnung: um seinetwillen stehen nun alle auf zum Gebet über die Opfergaben.

W.H.W

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Einheitsübersetzung 1980 und 2016

Weihnachtsnacht, 24. Dezember 2018

Wohltuender Fortschritt II

Seit langem erhofft: das Evangelium wird heute aus der neuen Einheitsübersetzung vorgetragen. Es ist wohltuend: «Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens» (Luk. 2, 14) heißt es nun völlig richtig. In der Einheitsübersetzung von 1980 stand: «Verherrlicht ist Gott in der Höhe und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade» – doch «dóxa» heißt «Ehre» oder «Herrlichkeit», aber nicht «verherrlicht»; «eudokía» heißt «Wohlwollen» oder «Wohlgefallen», nicht «Gnade» (das wäre «cháris»).

W.H.W

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Epiphanie vorm Dreikönigsschrein

Epiphanie, 6. Januar 2019

Wohltuender Fortschritt III

Gleich zweierlei tat heute gut:
Kurz vor Beginn des Pontifikalamts wurde feierlich die Annuntiatio festorum mobilium gesungen (vor Beginn! und nicht etwa zwischen dem Gebet nach der Kommunion und dem Segen).
Zum Ende der Messe fielen beim Programmpunkt „Plauderei mit Sternsingern und fremden Diözesanen“ die Aachener Printen weg (wer je dabei war, weiß, wieviel das bedeutet).

W.H.W

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Januar 2019 — November 2021:
• LITURGICA V •
Ab Dezember 2021:
• LITURGICA VI •

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